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NRZ: Behandlung von Symptomen - ein Kommentar von JAN JESSEN

Essen (ots)

Jammern gehört zum Geschäft. Da sind die Krankenhausvertreter nicht anders als andere Lobbyisten. Hypochonder sind sie aber nicht. Die Krankenhäuser in Deutschland haben eine Menge Probleme. Die Personalkosten steigen, Pflegekräfte und Ärzte werden händeringend gesucht, Investitionen in die Substanz müssen mangels staatlicher Finanzierung aus den laufenden Kosten gedeckt werden. In den kommenden Jahren wird das Krankenhaussterben deshalb weitergehen, sich wahrscheinlich sogar beschleunigen. Der Schrumpfungsprozess wäre nur dann aufzuhalten, wenn deutlich mehr Geld ins System gepumpt würde. In der Konsequenz hieße das aber steigende Krankenkassen-Beiträge oder höhere Länderschulden. Das sind bittere Pillen, die Politiker ihren Wählern nicht gerne verabreichen, weswegen sie sich schwertun, wirkungsvolle Hilfe zu leisten. Was derzeit in Berlin zwischen Union und SPD verhandelt wird, dient vor allem der Behandlung von Symptomen. Das gilt für das positive Vorhaben, Qualität statt Quantität zur Basis für die Krankenhausfinanzierung zu machen, aber auch für den geplanten 500-Millionen-Topf zur Umwandlung von Kliniken etwa in Altenheime und die Öffnung der Krankenhäuser für ambulante Angebote. Auf dem Land könnten in Zukunft Gesundheitszentren inklusive ambulanter und stationärer Versorgung die klassischen Krankenhäuser ersetzen. In den Städten werden Privatisierungen und Verbundlösungen zunehmen. Die Verweildauern in den Häusern werden weiter zurückgehen. Der Patient verwandelt sich immer mehr in einen ökonomischen Faktor. Das ist die Konsequenz, wenn das wichtigste Medikament gegen das Krankenhaussterben, das Geld, ausgeht.

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