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NRZ: Isolation wäre der falsche Weg - ein Kommentar von MANFRED LACHNIET

Essen (ots)

Noch vor wenigen Monaten waren Kriege vor allem eins: weit weg. Ob im Nahen Osten oder in Afrika - wir mussten uns stets nur aus der Ferne Sorgen machen. Doch mit dem Konflikt in der Ukraine und nach dem Referendum auf der Halbinsel Krim schleicht sich ein ungutes Gefühl ein. Viele Menschen fragen, wie heftig es zwischen Russland und dem Westen nun krachen wird. Hat Putin noch mehr Machtgelüste? Wie kann der Westen das verhindern? Was heißt das für uns Deutsche? Dass beiderseits Truppen aufmarschieren, kann oder will sich in unserer hoch entwickelten Welt kaum jemand vorstellen. Dennoch hat noch jeder Krieg genau so angefangen.

Die Falken in den westlichen Machtzentren rufen bereits nach drastischen Mitteln: Putin gehört eine Lektion erteilt. Jedoch: Wer so denkt, verkennt, dass jeder massive Druck von außen Putin im Innern nur stärkt. Nachgeben wird in seiner Umgebung als Schwäche gewertet. Man kann sich leicht ausmalen, dass Eskalation eine Spirale von Drohungen und Gewalt in Gang setzen würde. Wer dies fordert, zündelt an der Lunte.

Also einfach nichts tun, ihn gewähren lassen? Auf keinen Fall. Putin muss auf diplomatischem Weg klar und deutlich gemacht werden, dass die Weltgemeinschaft die von ihm diktierte "Abstimmung" auf der Krim nicht akzeptieren wird. Der Westen muss sein Arsenal von Instrumenten jedoch so klug einsetzen, dass Putin und seine Oligarchenfreunde zwar getroffen werden - er aber dennoch nicht isoliert wird. Eine Hand muss immer ausgestreckt bleiben. Russlands Wirtschaft ist so sehr ins Weltgefüge eingewoben, dass es ökonomischen Druck sicher spüren wird. Etwa, wenn man sich von Gazprom und Co. ein wenig unabhängiger macht.

Im Gegenzug muss der Westen jetzt der Ukraine zur Seite stehen. Die gemäßigten und klugen Kräfte müssen gestärkt, Nationalisten und Radikale eingedämmt werden. Ausdrücklich haben die sich nach Demokratie sehnenden Menschen auf dem Maidan-Platz nach Europa gerufen - im Stich lassen dürfen wir sie darum nicht. Putin muss indes klar werden, dass Beistand für die Ukraine kein westliches Machtstreben bedeutet, sondern eine Einladung zur friedfertigen Entwicklung.

Dies alles wird mühsam sein und großes diplomatisches Geschick erfordern. Hohe Kunst wird es sein, Putin einzudämmen und ihn gleichzeitig nicht das Gesicht verlieren zu lassen.Nur wenn dies gelingt, wird er begreifen, dass die Haltung des Westens nicht Schwäche, sondern wahre Stärke bedeutet.

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