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NRZ: Kein Tag zum Feiern - ein Kommentar von JAQUELINE SIEPMANN
Essen (ots)
Heute feiern wir den Weltfrauentag. Feiern? Dieser Tag war seit seiner Erfindung im Jahr 1911 noch nie ein Anlass zum Feiern. Er ist ein Tag der Erinnerung, der Mahnung - an etwas ganz Simples, eigentlich etwas Selbstverständliches: Gleichberechtigung. Nun werden die ersten einwenden, dass wir in Deutschland in einer vergleichsweise wohlhabenden, aufgeklärten, emanzipierten Gesellschaft leben, in der Frauen im Allgemeinen mit Respekt behandelt werden. Wir haben eine Bundeskanzlerin und in NRW auch eine Ministerpräsidentin, und wir erleben tagtäglich Frauen in Führungspositionen von Behörden, Institutionen und Unternehmen. Die andere Seite der Realität: Nach wie vor beklagen wir die problematische bis inexistente Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Frauen verdienen bei gleicher Arbeit im Schnitt ein Fünftel weniger als Männer, zwei Drittel aller Minijobber sind weiblich. 100.000 Frauen werden pro Jahr Opfer häuslicher Gewalt. In Deutschland. Das sind nur einige Beispiele, denen man mit Blick auf die globalen Verhältnisse noch viele, viele weitere Stichworte hinzufügen muss: Zwangsehe, Genitalverstümmelung, systematische Vergewaltigungen, Zwangsprostitution. Millionen von Mädchen weltweit wird der Zugang zu schulischer Bildung verwehrt. Die Liste lässt sich nahezu unendlich verlängern. Das ist erschütternd, und das macht zornig. W as wir uns zum Weltfrauentag wünschen? Ganz einfach: dass er überflüssig wird, weil das Ziel der gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Gleichstellung von Frauen endlich erreicht ist. Das wäre dann wirklich ein Grund zu feiern. Vorerst bleibt es Utopie. Und eine drängende gesellschaftliche Herausforderung.
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