Neues Deutschland: Zur Deutschen Bahn
Berlin (ots)
Gleichgültig, was die nächsten Tage bringen: Die Deutsche Bahn kann eine gute Lohnerhöhung bezahlen; sie wird das am Ende auch tun. Spannend an den Auseinandersetzungen bei der Bahn ist also nicht so sehr, was heute zwischen Bahnchef Mehdorn und dem Transnet-Vorsitzenden Hansen besprochen wird. Sondern die Frage, ob sich die GDL mit ihrer Forderung nach einem Spezialtarif für Lokführer und Fahrpersonal wird durchsetzen können. Dass Mehdorn dem so ablehnend gegenübersteht wie die Gewerkschaftskonkurrenz, ist kein Geheimnis. Dennoch sind die Chancen gar nicht schlecht für den Berufsverband. Denn eines hat die GDL in dieser Woche eindrucksvoll bewiesen: sie ist gut verankert - und kann die Bahn empfindlich treffen. Sollte Mehdorn in dieser eigentlichen Machtprobe des Tages hart bleiben, droht erneut ein Schienen-Chaos. Im Erfolgsfall wäre die GDL nach der Ärtztevertretung Marburger Bund bereits der zweite einst an den DGB gebundene Verband, der 2007 die Bühne für eine Solonummer beträte. Gewerkschafter pflegen das als Entsolidarisierung zu verdammen: Wenn die Lokführer überproportional mehr bekämen, würde eben am Reinigungspersonal gespart. Im Prinzip trifft das auch zu, aber schimpfen allein reicht nicht. Wenn die Gewerkschaft langfristig eine Re-Integration der hochqualifizierten Lokführer will, muss sich dies in ihrer Tarifpolitik deutlich niederschlagen.
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