Neues Deutschland: Stromnetze
Berlin (ots)
Das Thema »Unbundling« war noch vor wenigen Monaten ein akademisches Streitfeld. Eine Trennung der übermächtigen Strom- und Gasgiganten von ihren Netzen schien eine Wunschvorstellung. Doch die EU-Kommission hat genug: Die Liberalisierung der Energiemärkte hat nämlich zur Bildung abgeschotteter nationaler Märkte, beherrscht von wenigen Konglomeraten, geführt. Daher ist man bereit, sich mit den Kernstaaten Deutschland und Frankreich anzulegen und die Pläne auch durchzuziehen. Die Bundesregierung kämpft zwar für E.on, RWE & Co., mehr als Zeitschinden und Kriterienaufweichen scheint aber nicht drin zu sein. Zumal selbst der Chef von Vattenfall mittlerweile akzeptiert, dass für die Energiebranche eine neue Zeit beginnt.
Die EU-Kommission hat gewiss Recht, wenn sie das Netz den Konzernen entreißen will. Leider stellt sie ihr Energiepaket unter das Primat von Markt und Wettbewerb, die für sinkende Verbraucherpreise sorgen sollen. Doch wie dies mit dem gleichzeitig verfolgten Ziel des Energiesparens zusammengehen soll, bleibt ein Brüsseler Geheimnis. Ausgeblendet wird ferner das eigentliche Problem der Stromnetze - dass sie auf den Bedarf fossiler Großkraftwerke ausgerichtet sind und die Energiewende zu den Erneuerbaren folglich behindern. Diese Ummodelung wird aber nicht gelingen, wenn das Netz einem Finanzinvestor gehört, sondern nur unter staatlicher Verfügungsgewalt und mit klarem öffentlichem Auftrag.
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