Neues Deutschland: zur Debatte um Hartz IV
Berlin (ots)
Wir Deutschen sind eine Gesellschaft von Verlierern. Nicht mal Fußballweltmeister ist unsere Männermannschaft geworden. Zwar haben wir es zum Papst gebracht, doch klar ist: Das ist eine Sackgasse. Es gibt schließlich nur einen davon. Dass wir es zu hoher Meisterschaft beim Verlieren gebracht haben, ist kein Wunder. Schließlich wird das Verlierertum als solches bei uns von Staats wegen gefördert und heißt Hartz IV. Das ist kein Witz, sondern das Ergebnis einer Studie des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung. Danach hat die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe für die Mehrheit der Betroffenen vor allem eines gebracht: Armut und Einkommensverluste. Als ob das Jobcenter jedem einen Stempel mit der Aufschrift VERLIERER auf die Stirn drückt. Und ganz klein darunter: Selber schuld! Seit 2005 definiert Hartz IV, was zum Existenzminimum eines Verlierers gehört: das, was er für 347 Euro im Monat kaufen kann. Er muss sich entscheiden: Kartoffeln oder Nudeln, wovon wird die Familie länger satt? Schulbücher oder Winterschuhe, was ist dringender? Und weil Verlieren so toll ist, tut unsere Regierung alles, damit sich an diesem bedrängenden Zustand nichts verbessert. Schlimmer als die materielle Not jedoch ist die Entwürdigung der mehr als sieben Millionen Menschen, die Hartz IV zu »Hilfebedürftigen« degradiert, ihnen die Berechtigung abspricht, für sich selbst einzustehen. Verlierer eben - von Staats wegen.
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