Neues Deutschland: zur Nokia-Jahresbilanz
Berlin (ots)
7 205 000 000 Euro Nettogewinn und eine Rendite von 25 Prozent - besser hätte die Nokia-Jahresbilanz kaum ausfallen können. Und die angesichts der Rezessionsängste in den USA erwartete Gewinnwarnung kam nicht. Nokia macht sich offenbar keine Sorgen. Umso zynischer, dass mehr als 3000 Bochumer ihren Arbeitsplatz verlieren sollen, neben 1000 Beschäftigten bei Zulieferern. Zu Recht skandierten Nokianer: »Dieser Gewinn ist auch unser«. Mit 7,2 Milliarden Euro könnte der Konzern über 100 Jahre die Löhne der Bochumer Nokianer zahlen. Dieses Wirtschaftssystem wird immer schwerer zu vermitteln sein, wenn Konzerne kein Verantwortungsbewusstsein für ihre Beschäftigten zeigen. Deshalb ist jetzt Schadensbegrenzung angesagt: Ein möglichst teurer Sozialplan, eine Auffanggesellschaft und effektive Hilfe bei der Arbeitssuche sind wichtiger als Politiker-Gezeter. Vor allem gilt es, Konsequenzen zu ziehen, abseits von populistischen Aktionen. Die Subventionspraxis, die Konzerne hofiert, muss beendet werden. Denn die meisten Arbeitsplätze sichert der Mittelstand. Öffentliche Verträge mit Unternehmen müssen professionell und gemeinwohlorientiert sein. Wer mit Subventionen einige Jahre Arbeitsplatzsicherheit kauft, braucht sich über den Abgang des Unternehmens nach dieser Zeit nicht zu wundern. Über Kapitalbeteiligungen und einen Sitz im Aufsichtsrat könnte sich der Staat für Beschäftigte einsetzen, vorausgesetzt, er nimmt diese Möglichkeit wahr.
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