Neues Deutschland: zu den steigenden Spritpreisen
Berlin (ots)
Für die einen sind die stark steigenden Spritpreise ein soziales Problem: Mineralölkonzerne, Spekulanten und der Staat schröpfen die Autofahrer, was die Politik gefälligst verhindern soll. Für andere ist die neue Ölkrise eine Botschaft der Natur: Das fossile Energiezeitalter geht seinem Ende entgegen, weshalb die Politik die hohen Preise für eine klimafreundliche Energiewende nutzen muss. Beide Sichtweisen tragen mehr als nur ein Körnchen Wahrheit in sich. Jede für sich ist dennoch falsch, denn die soziale und die Klimafrage sind eng miteinander verzahnt. So sorgt erst die zunehmende soziale Spaltung der deutschen Gesellschaft dafür, dass die hiesigen Autokonzerne mit ihren teuren, hochgezüchteten Spritschluckern ein Milliardengeschäft machen. Umgekehrt zerstören die Folgen der Erderwärmung die Existenz vor allem von ganz Armen in den Entwicklungsländern. Auch eine langfristig tragbare Lösung muss daher beide Seiten der Krisenmedaille berücksichtigen. Die Wende im Verkehrsbereich mit einem ausgebauten öffentlichen Nahverkehr und Autos, die wenig oder gar kein Erdöl benötigen, kann nicht funktionieren, wenn die Unterschichten finanziell abgehängt werden. Und billige Spritpreise, die die automobile Gesellschaft künstlich verlängern, stellen für Bewohner kleiner Inseln, trockener Regionen und küstennaher Gebiete eine Bedrohung dar. Die Ölkrise, und das lehren uns die Rekordpreise wirklich, ist Ärgernis und Chance zugleich.
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