Neues Deutschland: Zu Merkel und Steinbach
Berlin (ots)
Es gab jemanden in der neueren deutschen Geschichte, der hieß Willy Brandt. Er betrat in norwegischer Uniform, also als eine Art Landesverräter, nach tausend Jahren Finsternis wieder deutschen Boden und war auch aus gegebenen Anlässen Antikommunist. Doch er wollte Europa über reale und ideologische Grenzen einen Weg in die menschliche Zukunft bereiten. Dafür ging er in die Knie. 1970 in Warschau. Am Ehrenmal für die Opfer im jüdischen Ghetto. Ein Signal in viele Richtungen. Brandt, der für diese Geste der selbstbewussten Demut und der Entschuldigung für Unentschuldbares neben Schmährufen im Innern einen Friedensnobelpreis erhielt, wollte eine gemeinsame Zukunft für die Menschen im verfeindeten Europa. Wie erfolgreich war er? Heute lässt sich eine CDU-Kanzlerin von einer unionierten Vertriebenenchefin vor sich hertreiben. Man findet nationalistische »Partner« auf polnischer Seite und mit »Bild« im Bilde »zufällig« in Malborg (Marienburg) die Totenfelder als Faustpfand für angebliche Verbrechen der Sieger. Was hat Brandts Kniefall nachhaltig bewirkt? Viel. Und doch zu wenig, um die damals undenkbare marktwirtschaftliche und militärpolitische Osterweiterung von NATO und EU menschenrechtlich zu ordnen. Umso verheerender die nun zur Schau gestellte Einheit zwischen der Kanzlerin Merkel und der Vertriebenenchefin Steinbach. Gerade als nachgeborene Deutsche sollte man sich dafür nicht in Haftung nehmen lassen.
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