Neues Deutschland: zum Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes
Berlin (ots)
Armut ist nichts, worüber man gern redet, wenn man selbst davon betroffen ist. Politiker dagegen haben in den vergangenen Jahren das sogenannte abgehängte Prekariat als Zielgruppe ihrer (verbalen) Betroffenheitspolitik entdeckt. Plötzlich waren Suppenküchen und Kleiderkammern in aller Munde, wurden Bildungschancen und Kinderarmut zu öffentlichen Themen gemacht. Eher bedröppelt als betroffen stehen die Herren und Damen Politiker jedoch da, wenn es um mehr als Lippenbekenntnisse geht: In den vergangenen Jahren hat sich die Kluft zwischen den Ost- und Westeinkommen nicht entscheidend verkleinert, die Chancen für eine höhere Schulbildung der »Unterschichtenkinder« sind kaum besser, einige Regionen des Landes wurden fast schon vollständig vom ersten Arbeitsmarkt abgehängt. Die Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zeigt deshalb wieder einmal dunkle Flecken auf der Deutschlandkarte. Als weiße Flecken kann man sie auch kaum bezeichnen, denn die Probleme sind seit Langem bekannt und werden zu wahlkampfpropagandistischen Zwecken gerne mal ausgeschlachtet. Geschehen jedoch ist kaum etwas. Immer wieder müssen soziale Projekte um Finanzierungsmöglichkeiten betteln, führen Zwang und Drohungen zur Stigmatisierung von Hartz-IV-Beziehern. Dass es im Osten besonders schlimm ist, braucht kaum extra erwähnt zu werden, dennoch werden einige Politiker vermutlich wieder tief betroffen reagieren.
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