Neues Deutschland: zur Rede Obamas an die muslimische Welt
Berlin (ots)
Ursprünglich wollte sich Barack Obama schon in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit in einer Rede an die muslimische Welt wenden. Um so fulminanter nun sein Auftritt in Kairo. Solche Begeisterungsstürme für einen US-Präsidenten gab es in einem islamischen Land noch nie. Nicht nur, weil er klangvollendet aus dem Koran zu zitieren vermag, sondern vor allem, weil er glaubhaft für einen politischen Neuanfang plädiert. Hier das Imperium des großen Satans, dort das Reich skrupelloser Terroristen - glaubt man Obama, soll mit dieser Konfrontationsideologie Schluss sein. Partnerschaft heißt sein Angebot. Das findet bei vielen Muslimen Zustimmung, auch wenn Washingtons Ruf als ehrlicher Makler nicht erst durch Bush ruiniert wurde. Der schwierigere Teil der Annäherung beginnt, wenn das positive Echo auf Obamas Rede verklungen ist und konkrete praktische Schritte gefragt sind, um die neuen Erwartungen zu erfüllen. Zumal Osama bin Ladens Störfeuer nicht auf sich warten ließ. Krieg gegen die Ungläubigen, nicht Partnerschaft, bleibt seine Losung. Doch Fundamentalisten gibt es auf beiden Seiten. Auch in Afghanistan sind schnelle politische Lösungen notwendig. Und dem Bekenntnis zu einer Zwei-Staaten-Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt müssen substanzielle Verhandlungen folgen, was angesichts des abzusehenden Widerstands Israels und seiner expansiven Siedlungspolitik schwer genug wird. Doch Obama steht nun im Wort.
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