Neues Deutschland: zum Raketenanschlag auf Kabul
Berlin (ots)
Die Feinde verüben Anschläge, um den Wahlprozess zu gefährden, sagte gestern das afghanische Innenministerium, nachdem Taliban Raketen auf Kabul abgefeuert hatten. Dieser Satz des Ministers entspricht nur zum Teil der Wahrheit, zu einem sehr kleinen Teil. Mit oben erwähntem Raketenbeschuss dürfte der 4. August im Gegenteil einer der friedlichsten Tage des Jahres in Afghanistan gewesen sein. Denn dort herrscht Krieg. Das wissen alle außer der Bundesregierung, die nur deswegen immer mehr Bundeswehrsoldaten ins Land bringt, damit diese sich besser selbst schützen können. Die Wahlen sind aber wirklich durch vielerlei in Gefahr. Zum Beispiel wenn den Taliban in der Provinz Badghis dämmern sollte, dass 25 000 Euro als Preis für eine Waffenpause bis zum Wahltag am 20. August viel zu wenig sind. Oder schlimmer: Wenn viel mehr Afghanen als bisher feststellen, dass es außer Karsai noch 40 andere Kandidaten gibt - auch wenn der Staat keine Plakate von ihnen druckt; sie also sogar eine Wahl haben. Dann könnte tatsächlich gewählt werden - rein theoretisch. Denn praktisch ist Karsai bereits gewählt. Von den Amerikanern. Obwohl sie ihn nicht lieben. Denn er ist vernutzt. Doch sie fanden keinen, der so kämpferisch wie Karsai gegen die High-Tech-Morde der US-Luftwaffe schwadronieren - und dann zur Tagesordnung übergehen kann, und da steht ganz oben: Alles für faire Wahlen in Afghanistan.
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