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Neues Deutschland: Gedenken lernen

Berlin (ots)

»Es gibt kein fremdes Leid« ist ein moralischer
Appell, den Konstantin Simonow einst zum Filmtitel   machte, und dem 
doch so schwer gerecht zu werden ist. Wen schmerzt eigenes Leid nicht
mehr als das der anderen? Auch Politiker wollen die »eigenen Leute« 
nicht vergessen wissen, wenn sie der - eigentlich unvergleichbaren - 
Leiden anderer gedenken. So verwies die Bundeskanzlerin auf das 
»Verbrechen der Vertreibung«, als sie am Dienstag gefordert war, sich
des deutschen Überfalls auf Polen vor 70 Jahren zu erinnern. Immerhin
merkte Angela Merkel an, dass sie Ursache und Wirkung nicht verkehren
wolle.
 Russlands Premier Wladimir Putin hatte tags zuvor in einem 
»Brief an die Polen« dafür plädiert, die Geschichte nicht zum Anlass 
für gegenseitige Vorwürfe, sondern zur Grundlage für Versöhnung und 
Partnerschaft zu nehmen. Da Putin dunkle Flecken aus 
sowjetisch-russischer Vergangenheit nicht verschwieg, fand sein Wort 
bei vielen Adressaten Anklang. Offenbar aber nicht beim polnischen 
Präsidenten, der in Passagen seines Gdanskerr Gedenkens den Eindruck 
weckte, als hätte der Krieg für Polen nicht am 1., sondern am 17. 
September begonnen. Lech Kaczynski sollte wissen, dass Versöhnung 
nicht zu erreichen ist, wenn man dem anderen ein - womöglich auch 
durch eigenes Leid - verzerrtes Geschichtsbild aufzuzwingen sucht, um
politisches Kapital daraus zu schlagen.
Der Krieg wurde von Deutschland begonnen, nicht von der 
Sowjetunion.

Pressekontakt:

Neues Deutschland
Redaktion

Telefon: 030/2978-1715

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