Neues Deutschland: Ohnmächtig
Berlin (ots)
Heute wird in Berlin das Ehrenmal für die Getöteten der Bundeswehr eingeweiht. Es wirkt außer totenkultisch nun geradezu grotesk neben den Debatten um getötete Zivilisten in Afghanistan. Es ist so paradox wie der Krieg selbst, den es nach Ansicht von Verteidigungsminister Jung in Afghanistan nicht gibt. Jung rechtfertigt den Befehl eines möglicherweise überforderten Oberst zum Beschuss zweier Tankwagen aber als notwendig - was nur nach militärischen Maßstäben einen Sinn ergeben könnte. Nach diesen ist am sinnvollsten, was Kriege entscheidet, nicht, was Opfer vermeidet.
Kein Wunder, dass die »Fachleute« im Verteidigungsausschuss des Bundestages auf ihr exklusives Informationsrecht pochen, sich von Jung hintergangen fühlen. Weil sie nicht gewöhnt sind, so rücksichtslos auf ihre Ohnmacht hingewiesen zu werden, weil sie nur selten so deutlich merken, wie gründlich die Einsätze der Bundeswehr im Ausland ihrem Einfluss entzogen sind - von dem Augenblick an, da sie ihre Hand für den Einsatz gehoben haben.
Im diplomatischen Zwist mit den jahrelang wegen brutalen Vorgehens gescholtenen USA, die nun hämisch die Bundeswehr des überflüssigen Blutvergießens beschuldigen, werden die Bundestagsexperten ihre rhetorische Gewalt zurückgewinnen. Dies ist der eigentliche Grund, weshalb sie ihr Informationsdefizit beklagen: Sie wollen, bis auf wenige Ausnahmen, den Einsatz in Afghanistan weiter rechtfertigen können.
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