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Neues Deutschland: zur Wahlfarce in Afghanistan

Berlin (ots)

Die Sparte Wahlen des Kabuler Polittheaters
schließt für dieses Jahr ihre Pforten. Gegeben wurde in der 
abgelaufenen Saison das Stück »Karsais Wahlverwandtschaften«. Es war 
durchaus eine Stunde der Komödianten, aber trotz Einsprengseln von 
Schmierenkomödie bis Groteske am Ende eine Tragödie - als Einakter 
geplant und nun auch so zu Ende gebracht.
 Der Vorhang fiel und soll nun unten bleiben; jedenfalls wenn es nach
dem Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion geht. Denn so ließ
es Präsident Hamid Karsai gestern verkünden:   Präsident  und 
Wahlkommission sind sich darüber einig, dass der Präsident auch ohne 
(Stich)-Wahl gewählter Präsident war, ist und bleibt. Ob gewählt oder
verzählt, ob Beifall oder nicht.
 Doch, einer applaudierte. Der Brite Gordon Brown lobte die 
Entscheidung frei nach dem Motto: Ist auch alles nur Kulisse, so ist 
es doch die unsere. Das ist konsequent. Wie schwer  tun sich da die 
Deutschen: Noch eine Stunde vor der Wahlabsage hatte 
Neu-Außenminister Westerwelle die afghanische Regierung zu einer Wahl
»nach Recht und Gesetz« ermahnt. Immerhin erkennt das Publikum: In 
puncto Afghanistan verweigert sich deutsche Außenpolitik weiter der 
realen Welt. Und Westerwelle ist wohl sehr geeignet dafür, bedarf es 
doch künftig noch größerer Kunst an Wirklichkeitsverdrängung, um das 
deutsche Afghanistan-Theater zu vermitteln.

Pressekontakt:

Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/2978-1721

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