Neues Deutschland: zur Verkürzung der Wehrdienstzeit und die Folgen für den Zivildienst
Berlin (ots)
Als der Bundestag im Jahre 1956 beschloss, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen, konnte niemand ahnen, dass dieser Zwangsdienst den Zusammenbruch des Ostblocks überstehen würde. Die Wehrpflicht ist ein Anachronismus, den man nun mit der geplanten Verkürzung der Dienstzeit auf sechs Monate zu retten versucht. Doch der faule Kompromiss zwischen einer Union, die sich zur Wehrpflicht bekennt, und einer FDP, die diese am liebsten vollständig »aussetzen« möchte, offenbart seine Schwächen. Die Koalitionäre hatten nicht bedacht, dass die damit einhergehende Verkürzung des Zivildienstes viele Wohlfahrtsverbände vor ungeheure Probleme stellt. Denn Zivis verrichten oftmals anspruchsvolle Pflegearbeit in Altersheimen oder Krankenhäusern. Sie müssen im Umgang mit Mensch und Technik geschult werden. Das kostet Zeit. Wenn diese weiter verkürzt wird, lohnt sich der Einsatz in vielen Bereichen nicht mehr. Schon die vorangegangenen Dienstzeitkürzungen hatten den Verlust Zehntausender Zivi-Stellen zur Folge. Der früher Ersatzdienst genannte Zivildienst ist ein Auslaufmodell. Seine endgültige Abschaffung muss jedoch kein Verlust sein. Den politischen Willen vorausgesetzt, ließen sich innerhalb kürzester Zeit Alternativen schaffen. So könnte man das freiwillige soziale Jahr weiter ausbauen und die Wohlfahrtsverbände finanziell besser ausstatten, damit diese zusätzliches Pflegepersonal anstellen können.
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