Neues Deutschland: zu NATO und Libyen
Berlin (ots)
Seit Mittwoch hört im Krieg gegen Libyen alles auf das NATO-Kommando. Oder möglicherweise auch nicht. Denn kaum hat der Nordatlantik-Pakt nach langem Hin und Her die Befehlsgewalt für die von einigen arabischen Ländern unterstützten Militäroperationen des Westens über und vor dem nordafrikanischen Land übernommen, tun sich in der Allianz neue Gräben auf. Jetzt streitet man darüber, ob die Aufständischen nicht nur wie bei den heftigen Gefechten zwischen Rebellen und Regierungstruppen um die strategisch wichtige Ölstadt Ras Lanuf massive Luftunterstützung durch Bombardements erhalten sollen, sondern auch direkte Hilfe am Boden durch Waffenlieferungen. Frankreich drängte zuerst darauf, nun können sich das auch die USA vorstellen und lesen die schwammige UN-Resolution ebenfalls mit ihrer ganz speziellen Brille. Aber nicht jeder in der Allianz will einer solchen Interpretation folgen. Noch sperrt sich auch NATO-Generalsekretär Rasmussen gegen diese ungedeckte Auslegung des Mandats, weiß er doch am besten, wie mühsam es schon war, alle Bündnismitglieder unter den augenblicklichen Kriegshelm zu bekommen. Doch der Druck wächst, befindet sich die nach Einschätzung von US-Militärs chaotisch agierende Anti-Gaddafi-Guerilla doch inzwischen wieder auf dem Rückzug. Und so war aus Paris schon forsch zu hören, wenn die NATO zu »schüchtern« operieren sollte, müsse man eben über unilaterale Aktionen nachdenken.
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