Neues Deutschland: zum vorläufigen Verbot von Leerverkäufen
Berlin (ots)
Dass vier EU-Länder vorübergehend Leerverkäufe verboten haben, ist eigentlich nicht einmal wert, vermeldet zu werden. Immer wieder, wenn es die Spekulanten an den Börsen zu bunt trieben, wird zu diesem Mittel gegriffen - vorübergehend. Und wenn sich die Lage etwas beruhigt hat, darf im Casino wieder mit allen Mitteln gewettet werden, bis erneut eine Blase entsteht und mit mehr oder weniger lautem Knall platzt. Im Prinzip herrscht auch in Euroland Konsens: Wenn die Börsen mal allzusehr übertreiben, dann muss die Finanzaufsicht kurzzeitig eingreifen. Im Allgemeinen aber, wird behauptet, haben sie Recht und sagen die Wahrheit über die Verfasstheit der Wirtschaft insgesamt. Ulkigerweise teilen sich die Marktliberalen diese Einschätzung mit einigen wenigen Linken - wobei letztere bei jedem Börsenabsturz aufs Neue prophezeien, dass nun der Anfang vom Ende des Kapitalismus eingeläutet sei. Börsenkurse sagen aber bestenfalls etwas über die häufig wechselnden Stimmungen der Investoren aus. Diese freilich werden auch von den Kursentwicklungen bestimmt, so dass sich selbst verstärkende Prozesse entstehen und die Aussagekraft gegen Null geht. Die Politik müsste dafür sorgen, dass die Kursschwankungen bei Aktien, Staatsanleihen und erst recht bei Nahrungsmitteln nicht unmittelbare Folgen für das Leben der Menschen haben. Mit einem vorübergehenden Verbot von Leerverkäufen wird die Dominanz der Märkte allerdings nicht einmal angekratzt.
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