Neues Deutschland: Situation in Libyen
Berlin (ots)
Es ist eine bizarre Situation: Im arabischen Staat Libyen bahnt sich ein blutiges Finale zwischen Regierungstreuen und -gegnern an, und die Arabische Liga beruft eine Sondersitzung ein - zur Lage an der israelisch-ägyptischen Grenze. Das Gremium erweist sich einmal mehr als intransparentes Orakel: Zum bedrängten Gaddafi hingegen keine Silbe, auch nicht zur kriegsbedrohten Zivilbevölkerung, deretwegen doch angeblich bei der NATO die Militärsanktionen gegen Tripolis bestellt und ihre großzügige Auslegung schweigend hingenommen wurden. Den Zynismus derlei Handelns einmal beiseite gelassen, ist dies ein Beleg dafür, dass Gaddafis Versuche, unter den arabischen »Brüdern« mittels stiller Diplomatie doch noch Verbündete zu finden, offenbar gänzlich gescheitert sind. Einen politischen Dialog zu führen, gehörte nie zu den ausgewiesenen Fähigkeiten des Revolutionsführers von 1969, schon gar nicht als Bittsteller. Und so nimmt der Krieg den von der NATO zurechtgebombten Lauf. Die unvermittelt lauten Worte der Liga gegen Israel können dagegen kaum ernst genommen werden: Zwar mögen sie manchen in Israel überrascht haben, der noch dachte, auch ohne den Verbündeten Mubarak könne mit den Arabern verfahren werden wie bisher. Dass aus Kairo aber mehr als Theaterdonner zur Beschwichtigung erzürnter Massen erscholl, muss erst noch bewiesen werden.
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