Neues Deutschland: zum Generalstreik in Griechenland
Berlin (ots)
Wer dachte, dass die permanenten sozialen Nackenschläge der vergangenen Monate die Griechen mürbe gemacht hätten, sieht sich getäuscht: Gestern erlebte das hoch verschuldete und schwer gebeutelte Land die bisher größten Protestaktionen gegen die massiven Kürzungsmaßnahmen seit Beginn der Finanzkrise. Und der von den Gewerkschaften organisierte Generalstreik wird heute weitergehen, wenn im Parlament das nächste Sparpaket verabschiedet werden soll, voll mit neuen sozialen Grausamkeiten. Zehntausende Staatsbedienstete sollen ihre Arbeit verlieren, Gehälter und Löhne von Beamten und Beschäftigten des öffentlichen Dienstes um weitere 20, die Renten noch einmal um 10 Prozent gekürzt und zudem neue Steuern erhoben werden. Während die Mächtigen in der EU mit schwindelerregenden Billionensummen jonglieren, um nicht mehr nachvollziehbare Rettungsschirme zu spannen, rechnet in Athen ein Ingenieur vor, warum er zum ersten Mal bei einer Kundgebung dabei ist: Sein Monatseinkommen ist seit Mai vergangenen Jahres von 2800 auf 1500 Euro geschrumpft. Für viele geht es inzwischen ums nackte Überleben. Wohl niemand in Griechenland wird bestreiten, dass auch kräftig gespart werden muss, um aus dem Tal der Tränen herauszufinden. Doch es sind als zutiefst unsozial und dazu so ineffizient wie perspektivlos empfundene Beschlüsse der Regierung und ihrer Geldgeber, die die Menschen stärker denn je auf die Straße treiben.
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