Neues Deutschland: zur Politik gegen Iran
Berlin (ots)
Bereits die Kraftmeierei an der Meerenge von Hormuz vergangene Woche hatte einen weiteren Golfkrieg in bedrohliche Nähe rücken lassen. Die Führung in Teheran ließ wie erwartet die Drohung des Westens mit weiteren Boykottmaßnahmen gegen Iran nicht ohne Gegenprovokation verstreichen. Eine tatsächliche Abriegelung der Meerenge hätte unweigerlich zum Krieg geführt. Dem von Washington herbeigesehnten? Das ist schwer vorstellbar nach all dem, was US-Regierungen mit ihrer Politik in jüngerer Zeit in der Region verursachten: zwei von ihnen 1991 und 2003 geführte Kriege mit Hunderttausenden Toten während der Kampfhandlungen und noch mehr danach, zerbombte Städte und ein aufgrund der Kriege dem finanziellen Kollaps entgegen taumelnder US-Staatshaushalt. Dennoch - die Obama-Regierung verhält sich genauso, als könne sie den nächsten »Wüstensturm« kaum noch erwarten. Zwar schwingt im Tonfall Obamas auch jetzt nicht jene schnoddrig-überhebliche Aggressivität der Bush-Administration mit. Doch abgesehen von seiner Außenministerin, die wohl lieber heute als morgen an Israels Seite in einen Krieg gegen Iran ziehen würde - auch die Äußerungen des Präsidenten zu Iran werden immer düsterer. Man gewinnt den Eindruck, der selbst für US-Verhältnisse ungewohnt aggressive Wahlkampf seiner republikanischen Gegner drängt ihn immer mehr in Richtung der amerikanischsten Variante eines präsidentialen »Befreiungsschlages«.
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