Neues Deutschland: Internationaler Frauentag: Tag der Parolen
Berlin (ots)
Sicher, wir haben eine Bundeskanzlerin, eine junge Familienministerin, eine Arbeitsministerin. Frauen haben die besseren Schulabschlüsse und sind in allen Berufen vertreten. Aus Parlamenten, Gewerkschaften, Parteien und Organisationen ertönen jedes Jahr zum 8. März die gleichen Bekenntnisse zur Gleichstellung und die gleichen Parolen zur Überwindung unterschiedlicher Bezahlung und für mehr Frauen in Führungspositionen. Und immer hört es sich an, als wären nur noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln, bis das Geschlechterparadies eröffnet werden kann. Doch der Schein trügt. In den letzten Jahren hat sich kaum etwas verbessert. Frauen verdienen im Durchschnitt ein Fünftel weniger als Männer, sie arbeiten in wachsendem Maße in Minijobs, viele steuern direkt auf die Altersarmut zu. Ihr Anteil an Führungspositionen in der Wirtschaft stagniert, trotz großen Brimboriums durch extra gegründete Vereine und trotz großspuriger Erklärungen auch aus der Wirtschaft. In Wirklichkeit geht es kleinkariert zu: Mann aus der Wirtschaft (und leider auch so manche Frau) wehrt sich gegen Quoten, die in den Ländern um uns herum seit langem gut funktionieren. Und Frau aus dem Bundesministerium (und mit ihr leider viele Männer) installieren blödsinnige Instrumente wie das Betreuungsgeld, mit denen ewig gestrige Strukturen betoniert werden. Der Ausbau der Kinderbetreuung wird dagegen seit zwei Jahrzehnten behindert. Und das sollte sich nicht ändern lassen?
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