Neues Deutschland: Islam in Deutschland: Gefundenes Fressen
Berlin (ots)
Unionspolitiker sind traditionsbewusste Zeitgenossen. Sie sind konservativ und christlich. Genau das macht sie so berechenbar. Gestern zeigte Volker Kauder, Fraktionschef der Union im Bundestag, wieder einmal die Berechenbarkeit der Union. Oder ihre Vorhersehbarkeit. Zwar haben sich Kauder und Co. widerwillig damit abgefunden, dass Muslime in der Bundesrepublik heimisch geworden sind. Doch zu Deutschland will man sie nicht gehören lassen. Sie seien kein Teil der deutschen Tradition und Identität, erklärte Kauder. Für Ewiggestrige, die noch immer von deutscher Leitkultur und einer Überlegenheit gegenüber dem muslimischen Orient faseln, sind diese Worte ein gefundenes Fressen. Schlagen sie doch wieder einmal Pflöcke zwischen zwei Religionen, die Deutschland beide - die eine länger als die andere - geprägt haben. Menschen werden so auseinandergetrieben anstatt zusammengebracht. Der Islamkonferenz, die die Integration der Muslime befördern soll, wird somit ein Bärendienst erwiesen. Doch um Integration ging es gestern höchstens am Rande. Vielmehr bestimmten einige Fanatiker das Geschehen. Geschätzt wird, dass etwa 4000 Menschen in der Bundesrepublik der salafistischen Bewegung zuzurechnen sind. Eine verschwindend geringe Anzahl gegenüber den etwa vier Millionen in Deutschland lebenden Muslimen. Die Aufregung um die Koran-Verteilung scheint deshalb übertrieben und Ausdruck einer antimuslimischen Hysterie zu sein.
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