Neues Deutschland: Die LINKE nach NRW: Offenes Herz
Berlin (ots)
Wäre es eigentlich schlimm, wenn sich für den LINKE-Vorsitz zwei Kandidaten bewerben? Wäre es schlimm, wenn diese Kandidaten in öffentlicher, für Parteibasis und interessiertes Publikum erlebbarer Debatte für ihre Konzepte kämpfen? Nein, es wäre nicht schlimm - es wäre eine Selbstverständlichkeit für eine Partei, die sich mehr und direkte Demokratie auf ihre Fahnen geschrieben hat. Die LINKE demonstriert gerade das Gegenteil. Ein lange aufgestauter Streit über Personal und Perspektive bricht sich Bahn, der schon am Tag eins nach der NRW-Wahl an scharfen Tönen nichts vermissen lässt. Was ein halbes Jahr lang offiziell nicht gestattet war - nämlich darüber zu reden, wer die Partei in welche Richtung führen wird, wie das Programm in praktische Politik umgesetzt wird -, das soll nun im Schweinsgalopp nachgeholt werden. Zeit für Argumente bleibt in den zweieinhalb Wochen bis zum Parteitag kaum; der Streit dürfte in Vorwürfen und Vorbehalten stecken bleiben. Man hat den Eindruck, dass zwei miserable Wahlergebnisse benutzt werden, um alte Rechnungen zu begleichen. Zu beschönigen gibt es für die LINKE nichts mehr. Sie operiert am offenen Herzen. Keine angenehme Bilanz fast fünf Jahre nach der Parteigründung. Die Verantwortung dafür liegt längst nicht nur bei vermeintlichen oder wirklichen Quertreibern, sondern entscheidend auch beim bisherigen Vorstand. Eine moderne, aufgeklärte Partei würde über die Ursachen der Krise offen und fair diskutieren, statt vor allem auf ein Zeichen aus Saarbrücken zu warten.
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