Neues Deutschland: Zum Göttinger Parteitag der LINKEN
Berlin (ots)
Die einen sehen die Linkspartei im Wanken. Andere hoffen auf deren Stabilisierung. Und alle zusammen rätseln, ob der Ausgang des Göttinger Parteitages mehr mit Lafontaine oder mit Gysi zu tun hat. Nicht wirklich gute Voraussetzungen für ein neues Führungsduo, das die Partei wohl im nächsten Jahr in die Bundestagswahl führen und ganz nebenbei befrieden muss. Denn ein Ende des innerparteilichen Streites ist nach diesem Parteitag kaum zu erwarten. Das wäre auch zu viel verlangt - nach all den Verletzungen, die in den letzten Monaten stattgefunden haben, nach egomanen Attitüden, bösartigen Unterstellungen und diversen Kungelrunden bis in die letzten Minuten vor der Wahl. Dabei hätte es tatsächlich eine Chance gegeben, dass die Genossen künftig etwas sorgsamer mit ihren Mitstreitern und damit mit dem gemeinsamen Projekt umgehen - spätestens nach einem dramatischen Auftritt Gregor Gysis. Aber dafür hätten alle Strömungen und alle Strippenzieher sich aus ihren Gräben bewegen müssen. Dafür hätte der scheidende Parteichef sich als Vertreter aller Mitglieder statt als Partei in der Partei begreifen müssen. Dafür hätten die nur für wenige Tage mutigen Initiatorinnen des sogenannten dritten Weges nicht schon vorzeitig von selbigem abkommen dürfen, um sich doch wieder in das gängige Ost-West-/Mann-Frau-Muster einzupassen, das sie doch eigentlich aufbrechen wollten. Doch sie haben in der Göttinger Lokhalle die Bremse gezogen (oder sind ausgebremst worden). Und haben damit eine neue Weichenstellung schlicht verpasst.
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