Neues Deutschland: Schlechte Qualität - Kommentar zum Destatis-Bericht "Qualität der Arbeit"
Berlin (ots)
»Made in Germany« ist ein Qualitätssiegel, mit dem die deutsche Wirtschaft ihre Produkte bewirbt. Doch spätestens wenn es um die eigene Belegschaft geht, scheint der Qualitätsanspruch nicht mehr zu gelten, wie der Bericht des Statistischen Bundesamtes zeigt. Wochenendarbeit und befristete Verträge werden zur Regel, während die Tarifbindung in der Privatwirtschaft im Osten bereits die Ausnahme ist. Die vom Amt untersuchte Qualität der Arbeit hat nachgelassen.
Der große Widerstand gegen die Erosion der Arbeitnehmerrechte blieb bislang aus, auch weil sich der Prozess eher schleichend vollzieht. Zudem haben die Warnungen neoliberaler Untergangspropheten vor einem Ende des Standorts Deutschland das ihrige dazu beigetragen, dass viele auch samstags in die Firma kommen oder nach Feierabend weiterarbeiten. Die Angst um den Arbeitsplatz diszipliniert, wie ein Blick auf die Streikstatistik belegt.
Dabei sollten die deutschen Arbeitnehmer ihre ausgeprägte Untertanenmentalität endlich einmal ablegen. In keinem westlichen Industrieland war der Zuwachs an Arbeitsproduktivität innerhalb der letzten 20 Jahre so hoch wie in der Bundesrepublik. Wer so produktiv ist, der braucht geregelte Arbeitszeiten und ein Wochenende, an dem er sich erholen kann, sonst leidet die Gesundheit. Doch wer alles mit sich machen lässt, muss sich nicht wundern, wenn der Chef es für selbstverständlich hält, dass man auch am Wochenende für ihn arbeitet.
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