Neues Deutschland: Respekt: Kommentar zu den Reaktionen auf das "Mohammed-Video"
Berlin (ots)
Die Bundeskanzlerin hat etwas Wichtiges gesagt: »Gewalt ist kein Mittel der Auseinandersetzung.« Doch halten wir fest: Diese Botschaft richtet sich nicht gegen allerlei »Kreuzzüge«, an denen sich deutsches Militär wie deutsches Kapital beteiligen, sondern gegen Angriffe von Islamisten auf westliche Einrichtungen. Es ist kein Zweifel, dass diese zu verurteilen sind. Und es ist kein Zweifel, dass die Provokateure des stupiden »Mohammed-Videos« absichtsvoll auf solche Reaktionen setzten. Dennoch ist der Hinweis auf Anlass und Nicht-Anlässe der Kanzlerinworte angebracht: Wer die jetzige Eskalation nur auf jene zurückführt, die auf der einen und der anderen Seite gefährlich ausrasten, übersieht deren Nährboden. Die Demütigung der islamischen durch die westliche, christlich fundierte Welt ist ein Kardinalproblem schon so vieler Epochen und anhaltend auch unserer. Das Begleitfeuer ist täglich in Medien wie in politischen Äußerungen zu hören, die eine Rückständigkeit islamischer Kultur geißeln und die Überlegenheit der christlichen preisen. Woraus sie das herrschaftliche Recht ableiten, nach Belieben und zu angeblich globalem, humanem Nutzen in der islamischen Welt intervenieren zu dürfen. Den Hasspredigern aller Seiten muss Einhalt geboten werden, ja - hier hat der CSU-Innenminister eher Recht als jene in der Opposition, die eine arrogante und bewusst Gewalt hervorrufende Schmähung mit Meinungsfreiheit verwechseln. Doch ein Verbot der »prodeutschen« Video-Aufführung bliebe ein unzureichender Akt. Es ist der Respekt, der der westlichen Denkhoheit so gefährlich fehlt.
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