Neues Deutschland: Welke Rosen - Kommentar zur Wahl in Georgien
Berlin (ots)
Mit Ausnahme des geschlagenen Michail Saakaschwili und seines Clans scheint alle Welt über den Ausgang der georgischen Parlamentswahlen glücklich zu sein. Als hätte zumindest der westliche Teil dieser Welt »Mischa« 2003 nicht als Helden gefeiert und seine »Rosenrevolution« nicht als Muster für den Sturz autoritärer Regierungen - im Osten - gepriesen.
Es ist wahr: Die Rose, mit der Saakaschwili an der Spitze der Massen das Parlament gestürmt hatte, ist längst verwelkt. Einstige Weggefährten haben sich von ihm abgewandt - und sahen sich prompt selbst verfolgt. Die Mehrzahl derer, die ihn 2004 hoffnungsvoll ins Präsidentenamt wählten, ist maßlos enttäuscht. Zumal ihr früheres Idol 2007 und 2011 Massenproteste mit Gewalt auseinandertreiben ließ und das Land im Sommer 2008 in einen abenteuerlichen Krieg gegen Russland zog. Selbst die westlichen Paten der »Rosenrevolution« schämten sich heimlich ihres Helden, der sich als schwer lenkbar erwies und den Begriff Demokratie äußerst eigenwillig auslegte. Daher rührt ihre offene Freude über Saakaschwilis Niederlage. In Russland war jede Normalisierung der Beziehungen zu Georgien ohnehin an den Sturz des Erzfeindes geknüpft worden, der in Moskau schon seit Jahren als »politische Leiche« behandelt wurde.
Allerorts also Jubel über den »Machtwechsel« auf demokratischem Wege. Den Georgiern wäre zu wünschen, dass Wahlsieger Bidsina Iwanischwili ihre Träume erfüllt. Bedenklich bleibt, dass es eines Milliardärs bedarf, um einen Wandel überhaupt erst einzuleiten.
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