neues deutschland: Todesurteile in Ägypten
Berlin (ots)
Die ägyptischen Richter haben mit ihrem 21-fachen Todesurteil ihr Schlechtestmögliches getan, um die innerägyptische Konfrontation anzuheizen. Eine unabhängige Entscheidung? Präsident Mursi hält sich mit der Bewertung des Urteils auffällig zurück, stellt sich neben die Ereignisse, als »Krisenmanager«. Schon droht er mit der Verhängung des Ausnahmezustandes - sein Vorgänger Mubarak regierte 30 Jahre lang auf diese Weise. Ob dies wirklich zu seinem politischen Kalkül gehört, sei dahingestellt. Zwei Dinge aber springen ins Auge. Der zweite Jahrestag des Sturzes von Mubarak, den oppositionelle Gruppen zum Protest gegen die im Dezember angenommene Verfassung nutzen wollten, steht nun unter ganz anderen Vorzeichen. Den regierenden Muslimbrüdern kommt das gelegen. Sie hatten zwar für ihren Verfassungsentwurf eine Mehrheit erhalten, aber unter dem Eindruck der drohenden scharfen Spaltung der ägyptischen Gesellschaft in islamische Orthodoxie hier und säkular bzw. christlich orientierte Ägypter dort Entgegenkommen signalisiert. Das ließ damals die Proteste abebben. Aber seither ist davon nicht mehr die Rede. Umso mehr vom »Fußballkrieg«. Fußballkrieg? Das war schon damals unglaubwürdig. Die seinerzeitigen Opfer gehörten zu Al-Ahli, jenem Klub, dessen Anhänger zum harten Kern der Demon᠆stranten zählten. Das Gericht war blind dafür, ebenso wie für die Tatsache, dass seinerzeit die »Sicherheitskräfte« im Wortsinne Gewehr bei Fuß standen, aber wegschauten. Alles nur Fußball?
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