neues deutschland: Zum Papst-Abtritt
Berlin (ots)
Zweifellos: Der Moment hatte etwas Bewegendes. Als der weiß gekleidete Papst am Donnerstagnachmittag den weißen Helikopter bestieg und sich darin in den Himmel erhob, gab er seinem Pontifikat sozusagen in letzter Minute etwas, das er ihm in den fast acht Jahren zuvor nicht zu geben vermochte: Transzendenz. Sicher, die Flughöhe eines Hubschraubers ist begrenzt und der Himmel, in den es ging, war nicht heaven, sondern nur sky. Doch die Überschreitung, die Joseph Ratzinger schließlich als wagwürdig befand, ist, wie der australische Kardinal George Pell kritisierte, in der Tat ein »Bruch mit der Tradition«. Sollte dieser Bruch auf die Kirche zudem »eher destabilisierend« wirken, könnte er das Signal zu einem Auf-Bruch werden. Also Fortschritt durch Rücktritt? Ratzingers Theo-Logik war das nie. Das Versprechen, seinem Nachfolger »bedingungslos Ehrfurcht und Gehorsam« zu erweisen, lässt nicht darauf schließen, dass der demissionierte »Diener der Diener Gottes« sich sonderlich um die Wahrung seines geistigen und geistlichen Erbes sorgen würde. Das muss er auch nicht. Denn er hat alle Erwartungen erfüllt, die eine stabile Mehrheit der kurialen und diözesanen Kirchenfürsten in ihn gesetzt hatte - trotz eklatanter ekklesialer Kollateralschäden. Das zeigt die Welle der Würdigungen, die über dem Post-Pontifex derzeit zusammenschlägt. Im Übrigen ist die Himmelfahrt nach Castelgandolfo nur kurz. In ein paar Wochen kehrt der Ex-Papst in sein neues Altersdomizil im Vatikan zurück. Sein Geist hat den Kirchenstaat ohnehin nicht verlassen.
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