neues deutschland: Vom verseuchten Mais
Berlin (ots)
Der Skandal um den verseuchten Futtermais hat sich über das Wochenende ausgeweitet. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) bemüht sich derweil um Schadensbegrenzung in eigener Sache. Sie warf den Herstellern Versagen bei der Eigenkontrolle vor. Dabei fällt zweierlei auf: Erstens könnte sich Aigner selber Versagen vorwerfen. Denn nach Pferdefleisch in Lebensmitteln und falschen Bio-Eiern ist der vergammelte Futtermais der dritte Lebensmittelskandal binnen kurzer Zeit und Aigner als Verbraucherschutzministerin und oberste Lebensmittelhüterin politisch verantwortlich dafür. Verbraucher künftig schneller informieren zu wollen, wie am Freitag im Bundestag verabschiedet, hilft da wenig. Denn meistens ist das verseuchte Essen schon im Umlauf. Zweitens ist die Eigenkontrolle eine vertrackte Sache, die schwer einzuhalten ist. Davon kann jeder Übergewichtige, der bemüht ist abzunehmen, und jeder Raucher der versucht aufzuhören, ein Lied singen. Besonders groß wird die Verführung aber für Unternehmen, wenn mit dem Regelverstoß bares Geld zu machen ist. Vielleicht kann man wegen des Mais noch sagen: »Wieso die Aufregung? Es ist bis jetzt keine verseuchte Milch aufgetaucht.« Doch hinterlässt auch dieser Skandal wieder ein beängstigendes Gefühl. Was soll man noch essen können, wenn regelmäßig verunreinigte Lebensmittel auftauchen? Der Biss in eine Bockwurst kommt einem da langsam wie Russisches Roulette vor, man weiß ja nicht was drin ist.
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