neues deutschland: Steueroase Bayern
Berlin (ots)
Alles Abtauchen der letzten Tage hat ihm nichts genützt. Bayerns Ministerpräsident Seehofer ist vom Hoeneß-Skandal längst eingeholt. Da kann er noch so vehement den Vorwurf der Kungelei von sich weisen - die Nähe des FC Bayern-Präsidenten zur CSU, auf die Münchner Staatskanzlei wie Parteizentrale jahrelang stolz waren, kann den Parteigranden fünf Monate vor der Landtagswahl tüchtig auf die Füße fallen. Das übrigens nicht nur, weil der Fußballmanager und Würstchenfabrikant mit dem Hang zu großen Worten und noch größeren Konten sich in der öffentlichen Bewertung seiner bislang heimlich gepflegten Asozialität tüchtig verspekuliert hat. Auch, weil sich immer stärker die Frage aufdrängt, seit wann und wie umfassend Seehofer davon weiß - und warum er untätig blieb. Und es kann dem Landesvater freilich auch nicht gefallen, dass im Zuge der Affäre zwangsläufig die einzigartige Nähe von Politik und Wirtschaft wie auch der spezielle bayerische Umgang mit Steuern in den Fokus gerät. Das weiß-blaue Paradies - das andere gar so gern über den richtigen Umgang mit Geld belehrt und gerade gegen den Länderfinanzausgleich klagt - scheint nämlich eine wahre Steueroase zu sein. Wenn stimmt, dass in bayerischen Steuerverwaltungen seit Jahren der Rotstift regiert und Betriebe oft Jahrzehnte nicht geprüft werden, weshalb der Rechnungshof von Steuerausfällen im dreistelligen Millionenbereich spricht, hätte Hoeneß sich eigentlich den Umweg über die Schweiz sparen können.
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