neues deutschland: Zum Tag der offenen Moschee
Berlin (ots)
Eigentlich ganz gemütlich so eine Moschee: Weicher Teppich. Die drückenden Schuhe bleiben vor der Tür. Und zur Begrüßung ein Glas Apfeltee. Mit zu viel Zucker aber man soll ja offen für Neues sein. Offenheit und ihr »Selbstverständnis als Teil der deutschen Einheit« wollten Muslime am 3. Oktober in rund einhundert islamischen Gebetshäusern zum »Tag der offenen Moschee« zeigen. Doch, das Selbstverständnis vieler Deutscher verträgt sich mit Offenheit gegenüber Moscheen und jenen, die nicht bloß einmal jährlich aus Neugierde auf der Auslegeware Platz nehmen, eher schlecht. Seit Jahren sind Moscheen in der deutschen Öffentlichkeit vor allem dann ein Thema, wenn die Gefahr einer Neueröffnung besteht. Kaum ein repräsentativer Moscheebau vergeht, ohne die begleitende Protestveranstaltung. Hunderte Übergriffe gab es seit der Wiedervereinigung auf islamische Gebetshäuser. Täglich sind Muslime auf deutschen Straßen islamfeindlichen Anfeindungen ausgesetzt, während sich staatliche Ermittlungsbehörden nach wie vor weigern, diese überhaupt als solche zur Kenntnis zu nehmen. Und selbst am Donnerstag nahmen einige Dutzend weniger offene Deutsche den Tag zum Anlass, um vor einer geöffneten Münchner Moschee gegen »Islamisierung« zu protestieren. In diesem Sinne: Offen sind die meisten Moscheen nicht nur am 3. Oktober, sondern an fast allen Tagen des Jahres. Hoffentlich folgt ihrem Vorbild auch bald das deutsche Verhältnis zu ihnen.
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