neues deutschland: zur Flüchtlingspolitik
Berlin (ots)
Wenn das Entsetzen über gekenterte Flüchtlingsboote Wellen schlägt, scheint es ein mutiges Grundbedürfnis von rechter Seite zu sein, über »Berufsmoralisten« zu lächeln. Es könne sich ja gar nichts ändern, weil es eine Pflicht der Staaten gebe, ihre Bevölkerung - um des sozialen Friedens Willen - vor Überforderung zu bewahren. Es sei fahrlässig, ihr das Leid der Welt aufzubürden. Und wirklich muss man davon ausgehen, dass es nicht lange dauern würde, bis Empörung sich Bahn brechen würde, namens der Einheimischen und begleitet von unwägbaren Risiken. Wirklich ist es unvorstellbar, alle weltweite Not hereinzulassen, ohne dass die Not auch hier überborden würde - so groß, wie sie weltweit ist. Der Ruf nach verantwortlicher Politik ist nicht von der Hand zu weisen. Doch was darunter allgemein verstanden wird, schon. Den Status quo möglichst geräuschlos zu verwalten, ist damit gemeint. Und heißt nichts anderes, als sich zum Unrecht zu bekennen, dessen Opfer die Flüchtlinge geworden sind. Zum System, das die Welt wirtschaftlich in Haftung nimmt und militärisch in Schach hält. Das clever ist und nutzbringend, wenn man am richtigen Ort geboren ist. Und sei es am unteren Ende der Reichtumsskala, das aus südlicher Perspektive noch immer verlockend scheint. Es ist eine bittere Wahrheit: Dem Risiko der Armutseinwanderung ist nur zu begegnen um den Preis, den eigenen Vorteil zu riskieren. Eine durchaus wirtschaftliche Erwägung, für die ein Minimum an Moral allerdings nützlich ist.
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