neues deutschland: Wohnungslosenhilfe: Zahl der Wohnungslosen seit 2012 um 18 Prozent gestiegen
Berlin (ots)
Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland ist nach Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe seit 2012 um 18 Prozent gestiegen, auf derzeit 335.000. Verantwortlich für diese Entwicklung seien vor allem langfristiges politisches Versagen, sagt der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW), Thomas Specht, im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Dienstagsausgabe): "Der Neubau von Wohnungen ist seit 2005 rückläufig, die Zahl der Sozialwohnungen ist seit 2002 um satte 40 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig ist der Preisindex für Neubauwohnungen in den letzten zehn Jahren um 10,5 Prozent gestiegen."
Zudem habe die die Politik "seit mindestens 20 Jahren" die Verfestigung von Armut in der Bundesrepublik nicht ernst genommen und diese durch bestimmte Entscheidungen noch verschärft: "Durch die Politik unter Rot-Grün wurde das Steueraufkommen des Staates reduziert und die Arbeitslosenhilfe gekürzt. Zudem wurde der Niedriglohnsektor extrem ausgeweitet. Das Potenzial an Mietschulden und Armut ist also durch Hartz IV enorm gestiegen", so Specht.
Um gegenzusteuern sei der Neubau von 500.000 Wohnungen jährlich notwendig, davon müssten mindestens 150.000 Sozialwohnungen sein. "Dafür muss sich der Bund die Zuständigkeit für den sozialen Wohnungsbau von den Ländern zurückholen", fordert Specht.
Geschehe jetzt nichts, könne die Wohnungslosigkeit bis 2018 auf über 550.000 ansteigen. Eine solche Entwicklung, wenn sie einträte, würde Specht "zu zwei Dritteln auf die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte im sozialen Wohnungsbau" zurückführen. Nur "das letzte Drittel" könne mit Einwanderung - auch der von Flüchtlingen - in Verbindung gebracht werden.
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