neues deutschland: Die Komplexität des Brexits
Berlin (ots)
Wer dachte, der Brexit stürze die EU in eine neue Krise, lag nicht falsch. Was sich jedoch in den ersten Tagen nach dem Referendum in Großbritannien abspielt, geht darüber weit hinaus und ist mit dem Begriff Chaos noch harmlos umschrieben. Kein Stein bleibt im komplexen Königreich mehr auf dem anderen, der Brexit zersetzt vor allem die Insel selbst. Während ein zweites Unabhängigkeitsreferendum in Schottland vom Beginn der Brexit-Debatte an im Raum stand und von Nicola Sturgeon nun in die Wege geleitet wird, bricht das politische Erdbeben über die Großparteien in London etwas plötzlicher herein. Sowohl bei den konservativen Tories als auch bei der sozialdemokratischen Labour Party haben die Personaldiskussionen erst begonnen. Eine Neuwahl ist nicht auszuschließen und damit auch nicht ein Wahlsieg der nationalistischen EU-Feinde von UKIP. Der Druck auf die Führung des Landes wächst auch durch den Protest junger Menschen. Jene, die den Brexit am härtesten zu spüren bekämen, wehren sich gegen die Aufgabe ihrer europäischen Unionsbürgerschaft. Ein zweites Referendum zu fordern ist eigentlich aussichtslos. Dennoch zeichnen immer mehr Menschen eine entsprechende Petition. Immer offensichtlicher wird, dass die Wortführer des Brexits über die Konsequenzen einer solchen Entscheidung kaum nachdachten. Noch viel weniger Gedanken scheinen sie aber darauf verwendet zu haben, was nun eigentlich aus ihrem so geliebten Britain werden soll.
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