neues deutschland: Jens Wieseke, Sprecher des Fahrgastverbands IGEB: Berliner Nahverkehr nicht auf wachsende Stadt eingestellt
Berlin (ots)
Nach Ansicht von Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbands IGEB, sind Busse und Bahnen in der Hauptstadt nicht auf die Fahrgastzuwächse durch eine ökologische Verkehrswende und die stetige Bevölkerungszunahme eingestellt. »Beim U-Bahnwagenpark gehen die Berliner Verkehrsbetriebe auf dem Zahnfleisch«, sagte Jens Wieseke der in Berlin erscheinenden Tageszeitung »neues deutschland« (Dienstagsausgabe). Der Wagenpark sei überaltert. Dadurch kann bereits heute das fahrplanmäßige Angebot nicht immer gefahren werden.
Auch über der Erde sehe es nicht viel besser aus. Die bisherige Ausbaubilanz des Straßenbahnnetzes sei »beschämend«. Sofort realisieren müsste ein neuer Senat bereits beschlossene Straßenbahnneubauprojekte wie Verlängerungen in Adlershof und Moabit. Für die Strecke vom Alexanderplatz zum Potsdamer Platz müsse »endlich« die Planung erarbeitet werden.
»Wir erwarten außerdem innerhalb der nächsten fünf Jahre die Erarbeitung eines Groß-Berliner Straßenbahnnetzes von Schmöckwitz bis zum Falkenhagener Feld«, sagte Wieseke. Schließlich müsse man »wissen, wo die Straßenbahn den Bus sinnvoll ersetzen kann«. Das gelte »sicher für weit über 100 Kilometer neue Strecken«. Mit mehr U-Bahnstrecken allein werde man die Verkehrsprobleme der Hauptstadt nicht lösen.
Auch die Berliner S-Bahn ist nach Wiesekes Worten nicht auf Zuwachs eingestellt. Die bestehende Wagenknappheit werde noch bis zur Ablieferung der neuen Wagenserie ab 2020 bestehen. Dazu kämen Defizite bei der Infrastruktur. »Die vielen eingleisigen Außenstrecken sorgen für einen instabilen Betrieb«, sagte Wieseke. Dringend verbessert werden müsse auch die Ringbahn.
Wieseke zieht eine Express-S-Bahn ins Havelland einem Regionalbahnausbau vor. In zehn Jahren solle damit Falkensee erreicht werden, in 20 Jahren Nauen. Die Vorzüge zeigten sich bereits in Strausberg, »wo dreimal so viele Fahrgäste die S-Bahn nutzen wie im Havelland die Regionalbahn«.
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