neues deutschland: Arzneien ohne Zusatznutzen
Berlin (ots)
Jedes Jahr kommen Tausende neue Medikamente auf den Markt. Ob sie wirklich einen Nutzen für die Patienten haben oder nur der Bereicherung der herstellenden Firmen dienen, ist oft unklar. Um unnötige Ausgaben auf Kosten der Patienten zu vermeiden und die oft horrende Preisgestaltung der Pharmalobby auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, prüfen die Krankenkassen seit nunmehr fünf Jahren den Nutzen neuer Arzneimittel. Mit ernüchterndem Ergebnis: Demnach hat ein Drittel der neu zugelassenen Medikamenten keinen erkennbaren Zusatznutzen gegenüber althergebrachten Arzneien. Ebenso viele bringen nur einem kleinen Teil der Patienten etwas. Genau solche Auswüchse sollte das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz - kurz AMNOG -, das Anfang 2011 in Kraft trat, eigentlich verhindern. Offenbar hat die Politik unter dem Druck der Pharmalobby aber zu viele Schlupflöcher offengelassen. Und die wurden weidlich ausgenutzt: So dürfen die Hersteller im ersten Jahr nach der Einführung eines Medikamentes dessen Wert nach Gutdünken festsetzen - mit dem Ergebnis der oft kritisierten »Mondpreise«. Die angepeilten Milliardeneinsparungen bei den Krankenkassen fielen deshalb auch eher kläglich aus. Die teils fundamental entgegengesetzten Interessen der Pharmaindustrie, der Krankenkassen und der Patienten lassen sich eben nicht durch ein halbherziges Gesetz vereinen. Dafür bräuchte es zuallererst den politischen Willen.
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