"nd.DerTag": Berlin führt - Kommentar zum geplanten Raketenabwehrschirm
Berlin (ots)
Kaum erdacht, schon getan: Am Donnerstag unterschrieben 15 europäische Staaten eine Absichtserklärung zur Verbesserung der Nato-Luftverteidigung. Dass die Löcher hat, weiß man seit Langem, doch nun hat der mörderische Raketenhagel, mit dem Aggressor Putin die Ukraine überzieht, für rasches Handeln gesorgt. So man überhaupt jemandem für die milliardenschwere Investition danken will, so ist die deutsche Regierung ein Adressat. Sie zeigt - wie angekündigt - wieder mehr Führung in Europa.
Das mag vielen Sorgen bereiten. Andere sagen: Na also, geht doch! Letztere gehören, glaubt man der diesjährigen Bevölkerungsbefragung des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, hierzulande zur Mehrheit. Russland wird zum ersten Mal von einer Mehrheit als Bedrohung wahrgenommen, der Zuspruch zur Bündnisverteidigung an der Nato-Ostflanke ist deutlich gestiegen, die Akzeptanz für die Erhöhung der Verteidigungsausgaben erreicht einen historischen Höchststand. Nie haben die Bürgerinnen und Bürger der Bundeswehr mehr vertraut, Ähnliches trifft auf die Nato zu. Sogar deren Prinzip der nuklearen Abschreckung wird mehrheitlich begrüßt.
Nun also will man einen Raketenabwehrschirm aufspannen. Das ist keine Lösung für den Moment, und man kann nur hoffen, dass technische Perfektion nicht irgendwann irgendwen zu einem Gefühl der Überlegenheit verleitet. Kein Zweifel: Wesentliche Ursachen für die Rückkehr zu einer in Europa schon mal überwunden gehofften Machtpolitik liegen derzeit in Moskau. Klar ist auch: Politische Alternativen zu Aufrüstung und Abschreckung sind derzeit - ob Putins Kompromisslosigkeit - kaum in Sicht. Dennoch bleiben sie der einzige Ausweg, der nicht ins Armageddon führt.
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