"nd.DerTag": Jetzt nicht die Nerven verlieren - Der Raketentreffer in Polen darf den Ukraine-Krieg nicht eskalieren (Kommentar)
Berlin (ots)
Wer geglaubt hatte, die Gefährdungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg ließen sich kaum noch steigern, sieht sich eines Schlechteren belehrt. Dass eine Rakete auf polnischem Territorium zwei Menschen tötete, ist bestürzend und sorgte für schrille Alarmstimmung. Einerseits zu Recht, denn eine Eskalation des Krieges über die Ukraine hinaus hätte unabsehbare Folgen. Andererseits galt es bald als wahrscheinlich, dass es sich nicht um ein russisches, sondern um ein ukrainisches Geschoss handelte.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, wer die Nerven behielt und wer die erschreckende Nachricht sofort für seine Propaganda benutzte. Der ukrainische Präsident Selenskyj beschuldigt Moskau, Polen anzugreifen; sein Außenminister fordert eine harte Reaktion des Westens. In Moskau wurde von einer westlichen Provokation gesprochen; Ex-Präsident Medwedjew redete eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Dritten Weltkriegs herbei. Das sind beängstigende Töne, die vor allem eines deutlich machen: Es ist brandgefährlich, wenn Politiker monatelang nur noch im geistigen Schützengraben hocken.
Da ist es beruhigend, dass Politiker in Polen, Deutschland, den USA und anderswo zurückhaltend reagierten. Es ist richtig, sich erst einmal um sachliche Aufklärung zu bemühen. Und die Nerven zu bewahren, den Krieg in Grenzen zu halten, statt ihn fahrlässig oder sogar vorsätzlich auszuweiten. Schlimm genug ist es ohnehin, dass die russische Seite anhaltend und massenhaft ukrainische Infrastruktur zerstört - und das kurz vor dem Winter. Das richtet sich weniger gegen das ukrainische Militär oder die politische Führung. Es ist die blindwütige Zerstörung eines Landes ohne Rücksicht auf das vermeintliche Brudervolk, das dort lebt.
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