"nd.DerTag": Teurer Tod - Kommentar zu den Forderungen von Verteidigungsminister Pistorius nach verstärkter Rüstungsproduktion
Berlin (ots)
"Wir liefern, was wir können", versicherte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), als er auf Fehlstellen im Ukraine-Nachschub angesprochen wurde. Immerhin, der in anderem Zusammenhang historische Satz "Wir schaffen das!" kam nicht über seine Lippen.
Obwohl sich die ukrainische Gegenoffensive nun auch dem Winter geschlagen geben musste, verschlingt der schon fast zwei Jahre dauernde Krieg - nebst Menschenleben und Vernunft - Unmassen Ressourcen. Kiews Truppen verschießen noch immer mehr Granaten, als die Verbündeten nachliefern können. Zumal die jetzt auch den Nachschub für Israel garantieren müssen. Aufzufüllen sind ebenso die weitgehend leeren Depots in Deutschland sowie in anderen Nato-Staaten.
Der deutsche Rüstungsriese Rheinmetall plant für das kommende Jahr eine massive Kapazitätserhöhung und will an seinen Standorten in Deutschland, Spanien, Südafrika und Australien rund 700.000 Artilleriegeschosse fertigen. In den USA laufen demnächst pro Monat 80.000 statt wie bislang 24.000 Geschosse vom Kaliber 155 mm vom Band. Finnland und andere Nato-Staaten errichten neue Produktionslinien, und die EU achtet sehr darauf, dass ihr Drei-Punkte-Nachschubplan eingehalten wird.
Abnahme ist garantiert, Deutschland ist zweitgrößtes Lieferland. Allerdings: Nachfrage bestimmt den Preis - und den Gewinn der Rüstungsfirmen. Fremder Tod wird immer teurer. Gerade in der aktuellen Haushaltsmisere darf man wohl fragen, ob das knappe Steuergeld für Granaten und Panzer oder für Kita-Beschäftigte und Klimaprojekte ausgegeben wird. Nebst vielen anderen guten Gründen können solche Überlegungen auch ein Anlass sein, unsere Regierung und die Abgeordneten im Parlament an jene Gewinne zu erinnern, die man durch engagierte Diplomatie erreichen kann.
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