All Stories
Follow
Subscribe to nd.DerTag / nd.DieWoche

nd.DerTag / nd.DieWoche

Kommentar von "nd.DerTag" zur Berliner Friedensdemo

Berlin (ots)

1982 gewann die Schlagersängerin Nicole den Eurovision Song Contest mit "Ein bisschen Frieden". Darüber machten sich viele lustig, es klang auch zu bescheuert: "Ein bisschen Frieden, ein bisschen Träumen / Und dass die Menschen nicht so oft weinen". Die Punk-Disco-Band DAF veröffentlichte daraufhin das Lied "Ein bisschen Krieg" mit dem Refrain: "Wir wollen in den Krieg / wir kennen ihn noch nicht". Das war ironisch gemeint.

Heute soll aus diesem Spaß Ernst werden. "Frieden" ist das neue Schimpfwort. Wer dafür ist, gilt als naiv, manipuliert und gefährlich. Denn man soll das Land verteidigen, auch wenn es nicht angegriffen wird. Noch nicht, sagt die Regierung, bleibt aber vage. Dann kriegen die Menschen mehr Angst. Und verlangen nach Sicherheit. Das ist kein Schimpfwort, das ist die Magie der Rüstungsindustrie.

Deshalb soll das Land "kriegstüchtig" werden: die Schulen, die Krankenhäuser und das Militär. Die Armee bleibt die Schule des Blöden. Gleich nachdem Russland die Ukraine überfallen hatte, schworen in linksliberalen Medien Journalisten, sie hätten früher den Kriegsdienst verweigert, würden das aber nie wieder tun. Nun rufen in diesen Medien junge Männer: "Zu den Waffen, Genossen" oder "Wenn ich kämpfe, dann für Europa". Das nennen sie "Realismus". Linkspartei-Politiker regen an, ein "realistisches" Verhältnis zur Nato zu entwickeln. Danach können sie den Laden endgültig zumachen.

">Schwere Zeiten< / sagte das Blei zum Studenten. / >Wie sich's trifft< / sagte das Blut zum Stein. / >Ohne Sorge< sagte die Ruhe zur Ordnung. / >In Gottes Namen< sagen die Träger zum Sarg", dichtete Erich Fried vor langer Zeit. Am Donnerstag haben 30 000 Menschen für den Frieden demonstriert. "Ein bisschen Frieden" gibt es so wenig wie "ein bisschen Krieg", nur entweder oder.

Pressekontakt:

nd.DerTag / nd.DieWoche
Redaktion

Telefon: 030/2978-1722

Original content of: nd.DerTag / nd.DieWoche, transmitted by news aktuell

More stories: nd.DerTag / nd.DieWoche
More stories: nd.DerTag / nd.DieWoche
  • 30.09.2024 – 17:15

    "nd.DerTag" zum Ausgang der Wahlen in Österreich

    Berlin (ots) - "Ein Land, das durch Erfahrung immer dümmer wird", schoss mir Sonntagabend durch den Kopf. Es ist auch wirklich ein klassisches Trauerspiel, wie lernresistent Österreich in Bezug auf Rechtsextremismus ist. Viermal saß die rechte FPÖ bereits in der Regierung, niemals hielt eine Koalition bis zum Ende der Legislaturperiode - die letzte endete in einem "kleinen Skandal" auf Ibiza. Ein Regierungsrücktritt ...

  • 26.09.2024 – 17:37

    Kommentar von "nd.DerTag" zum Austritt des Vorstands der Grünen Jugend

    Berlin (ots) - Zwar kam der Schritt reichlich spät, aber er kam: Endlich hat sich der Vorstand der Grünen Jugend von seiner Mutterpartei losgesagt. Wer in den vergangenen Jahren einmal einem der GJler*innen begegnet ist, hat sich ohnehin gefragt, was sie dort eigentlich wollten. Während die linken Grünen in Berlin-Kreuzberg von Karl Marx, Klassenkampf und einer ...