Neues Deutschland: zum Putin-Besuch in Deutschland
Berlin (ots)
Nein, Wladimir Wladimirowitsch wählt den deutschen Bundes- kanzler nicht. Sein Vor-Wahl-Besuch war auch keine Wahlkampf- hilfe. Wer solches behauptet, übersieht das Bild, das in diesem Lande üblicherweise vom russischen Präsidenten gezeichnet wird: alles andere als schmeichelhaft. Putin war hier, um ein Geschäft zu besiegeln. Ein großes, zugegeben, denn kleine Geschäfte lohnten die Reise nicht. Profitabel ist das Projekt der Ostsee-Pipeline vor allem für deut- sche und russische Konzerne. Ärger regt sich dagegen in Polen, wo (ebenfalls vor Wahlen) gerade wieder alte Feindbilder restauriert werden. Als hätte man den Russen nicht jahrelang vorgehalten, sie pflegten solche Feindbilder - etwa als sie Unbehagen ob der NATO- Ausdehnung bis an die russischen Grenzen äußerten. Und hat man nicht auch in Warschau stillvergnügt zugesehen, wie Russland durch den Bau der Ölpipeline Baku-Tbilissi-Ceyhan das Monopol für den Transit kaspischen Öls verlor? Jetzt ist es an Polen, um üp- pige Transiteinnahmen zu bangen. »Shisn takaja«, sagt Putin, was im Geschäftsleben gemeinhin »such is life« heißt. Wladimir Wladi- mirowitsch ist lernfähiger als gemeinhin dargestellt. So haben auch die schwarz-gelben Regierungsanwärter nichts Ernsthaftes gegen das deutsch-russische Geschäft einzuwenden. Nur einen etwas »sensibleren« Umgang mit den kleinen Nachbarn wünschten sie sich. Für ihre »Sensibilität« sind sie schließlich be- rühmt - gegenüber Konzerninteressen.
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