Neues Deutschland: zum Ärzteprotesttag
Berlin (ots)
Schwer krank ist der Patient Gesundheitswesen, dieser Koloss mit den vielen Interessengruppen, die sich nie einig sind. Jeder gegen jeden - unter dem Motto bekämpfen sich Krankenhaus-Ärzte, niedergelassene Ärzte, kleine Kassen, große Kassen, Ministerien, Politiker in Schwarz, Rot und Grün, große und kleine Pharmafirmen, Apotheker und Versandhändler. Jeder neue politische oder ökonomische Sachverhalt gebiert neue Zweckbündnisse. Mal geht es mit der Politik gegen die Klinikärzte, mal gegen die Politik mit allen Ärzteverbänden, mal dealt die Regierung mit der Pharmaindustrie, mal mit den Apothekern, mal mit den Kassen, mal ohne sie. Leider geht es nie darum, den leidenden Giganten gemeinsam auf die Beine zu bringen, sondern immer nur um die monetäre Sicherstellung der eigenen Gruppe. Diesen Vorwurf müssen sich auch die protestierenden Ärzte gefallen lassen, obwohl sie sicher Gründe haben, unzufrieden zu sein. Ihre Geldforderungen werden nicht nur von Krankenkassen und Gesundheitsministerin kritisiert, sondern auch von Kollegen aus den eigenen Reihen. Wer auch immer ein Rezept zur Heilung des Gesundheitswesens ausstellt, muss wissen, dass dies nur hilft, wenn es nicht einen anderen Teil des Systems belastet: Mehr Geld für Ärzte hieße höhere Beiträge für Patienten. Wie die Honorare in Ost und West durch die Kassenärztlichen Vereinigungen verteilt werden, bleibt aber deren Geheimnis. Transparenz wäre hier wohl sinnvoller als Transparente.
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