Neues Deutschland: Zum Rassismus in deutschen Fußballstadien
Berlin (ots)
Eine erfreuliche Meldung lief gestern über die Agenturen. Der Rassismus in deutschen Fußballstadien ist »deutlich zurückgegangen«, hieß es gleich im meinungsprägenden ersten Satz. Bezogen war das auf eine entsprechende in Berlin vorgestellte Studie. Tatsächlich hatte das der federführende Professor Gunter A. Pilz vor der Presse an einer Stelle so gesagt. Er war auch auf Nachfragen nicht deutlich davon abgerückt. Und er hat deshalb zu verantworten, dass das zur zentralen medialen Botschaft der 610 Buchseiten dicken Studie wurde. Allerdings wird diese Botschaft von der Studie selbst mehr als relativiert. Es handelt sich nämlich nicht etwa um einen quantifizierbaren Rassismus-Rückgang, sondern um einen gefühlten. Und zwar auf der Gefühlsbasis von ganzen 42 in neun Bundesligavereinen in der Saison 2004/2005 geführten Interviews. Zudem weist das Papier darauf hin, dass der Rassismus - wenn überhaupt - bestenfalls ausgewichen ist. Um anderenorts massiver und subtiler weiter zu wuchern. Nämlich außerhalb der Stadien und in den Spielklassen unterhalb der Bundesliga. Nicht zuletzt, wie Mittwochnacht in Bratislava zu besichtigen, auch bei Auswärts〜spielen der Nationalmannschaft. Die vermeintliche Kernbotschaft der neuen Rassismusstudie ist von der Realität also längst ebenso überholt wie das WM-Eiapopeia des Sommers 2006.
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