Neues Deutschland: Zum Irak-Krieg
Berlin (ots)
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Mal Truppenabzug schon in wenigen Monaten, dann mehr US-Soldaten denn je nach Irak, mal größere Sicherheitsverantwortung für die Bagdader Behörden, dann so gut wie kein Vertrauen in Regierung und Polizei dort. Das Wechselbad wachsender Washingtoner Ratlosigkeit scheint nur eine Konstante zu kennen: Die Lage im Land der überfüllten Leichenschauhäuser wird täglich schlechter, die Gewalt eskaliert, Massenentführungen werden zu Massenhinrichtungen, Minister protestieren mit Rücktritt gegen das Chaos, das Morden zwischen den Bevölkerungsgruppen hat ein Ausmaß erreicht, das man andernorts Bürgerkrieg nennt. Aber wenn man nicht mehr weiter weiß, folgt bekanntlich ein Arbeitskreis. Der US-Kongress lässt eine Kommission über Strategiewechsel und Kursänderung grübeln, Außenministerin Rice teilte gestern mit, sie denke auch selbst nach. Und ihr Ergebnis? Man komme nicht so voran, wie gewollt. So kann man es wahlkampfmäßig auch beschönigen. Die USA hätten sein Land »von einer abscheulichen Diktatur in ein abscheuliches Chaos« verwandelt, redete jetzt ein führender sunnitischer Politiker Klartext. Den Preis zahlen zuerst die Menschen in Irak. Folgen hat dieses Desaster aber für die Sicherheit weltweit. Deshalb ist es allerhöchste Zeit, dass nicht nur in Washingtoner Hinterstuben nach Wegen aus dem von der Bush-Regierung zu verantwortenden Teufelskreis gesucht wird.
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