Neues Deutschland: zur Entscheidung über den Tornadoeinsatz in Afghanistan
Berlin (ots)
Der Himmel ist blau, man sieht Cockpit-Instrumente, hört Dialoge der Piloten untereinander und mit der Bodenstation. Die zwei im Jet sind Adler, keiner kann ihnen! Aber sie können jeden - töten. »Schnapp sie dir«, feuert einer den anderen an. Die Bordkanone rattert, Geschosse schlagen in Fahrzeuge am Boden ein. Rauch. Dann die Nachricht: Die da unten, die jetzt Tote und Verwundete bergen, sind Eigene. Die US-Piloten haben britische Verbündete zusammengeschossen. Das geschah 2003 unweit von Basra in Irak. Ein britisches Boulevardblatt veröffentlichte jetzt das Video über das »friedly fire« samt aller Dialoge. Die nach der schrecklichen Treffer-Erkenntnis einsilbig werden: »Fuck, fuck, fuck!« »God dammit!« »We're in jail, dude«! Wir kommen in den Knast, Kumpel! Man glaubt den Piloten ihre Betroffenheit, ahnt zugleich, wie sie gejubelt hätten, wären das da unten Feinde gewesen. Also keine Menschen, irgendwelche Figuren, zum »fertig machen«. Die Piloten wären Helden gewesen - die da unten nur das unwichtige Ergebnis eines gut ausgeführten Jobs. Gestern hat die Bundesregierung beschlossen, Tornados nach Afghanistan zu schicken. Nur zur Aufklärung! Das wird immer wieder betont. So kommen deutsche Piloten vielleicht nicht in die Lage ihrer US-Kollegen. Denn sie weisen denen ja nur »Figuren« zu, teilen unpersönlich - per Luftbild - mit, wen es »fertig zu machen« gilt. Gott verdammt!
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