Neues Deutschland: zum Entwurf eines Antidopinggesetzes der Bundesregierung
Berlin (ots)
Nichts gegen Placebos. Sie schaden nicht und helfen mitunter gar. Vorausgesetzt, der Patient glaubt, in ihnen steckte wirklich was. Dem deutschen Sport stellt der vom Bundeskabinett gebilligte Entwurf der Antidopinggesetzesinitiative lediglich ein Halb-Placebo in Aussicht. Es dürfte nicht schaden, grundsätzlich aber auch nicht helfen. Ihm fehlt die nötige psychologische Placebowirkung: Alle Beteiligten wissen nämlich, dass kaum Wirksames drin ist. Dennoch glauben nun selbst einige Kritiker, beim Staat einen Schritt in die richtige Richtung zu erkennen. Doch wie richtig soll die sein, wenn es jetzt zwar eine gewisse »Besitzstrafbarkeit« geben soll, das Dopen an sich jedoch straf(gesetz)frei bleibt? Das ist so, als sei Waffenbesitz verboten, Rumballern aber erlaubt. Doping wäre indes ohnehin nur mit zweierlei beizukommen: mit viel Geld für den Antidopingkampf oder mit dem Stopp des Profitrennens im Sport. Da sich der Staat Letzterem machtlos gegenüber sieht, bliebe Ersteres. Wenn er es also ernst meinte, müsste er den Antidopingkampf ordentlich finanzieren. Am schnellsten, indem er dorthin Mittel aus der Leistungssportförderung (150 Millionen Euro jährlich) umleitet. Gerechter und vor allem gewichtiger wäre jedoch eine gesetzliche Sondersteuer all derer, die am Sport am meisten verdienen: Rechtevermarkter und Sportartikelhersteller, Werbewirtschaft, TV-Veranstalter. Und natürlich nicht zuletzt die Pharmaindustrie.
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