Umsetzung von Rabattverträgen: Deutliche Unterschiede bei den Rabattquoten
Waldems-Esch (ots)
Rabattverträge spielen weiterhin eine große Rolle im Arzneimittelmarkt. Aktuell haben über 155 Pharmahersteller für rund 34.000 Pharmazentralnummern (PZN) Rabattverträge mit Krankenkassen abgeschlossen. Diese Anzahl ist über die letzten Jahre kontinuierlich gestiegen. Im Juli 2009 lag sie noch bei 30.000 PZN. Die bundesweite Rabattquote, das heißt der Anteil rabattierter Verordnungen an den gesamten Verordnungen, beträgt im aktuell aufgelaufenen Jahr bis einschließlich Juli über das gesamte GKV-Fertigarzneimittelspektrum 54 Prozent.
Beim Vergleich der Rabattquoten fallen sowohl zwischen den einzelnen Kassen als auch in der regionalen Betrachtung deutliche Unterschiede auf. Dies geht aus dem aktuellen Bericht von INSIGHT Health zum regionalisierten GKV-Markt nach Krankenkassen hervor. Der Bericht basiert auf einer nahezu vollständigen Erhebung der abgerechneten GKV-Rezepte aus den Apothekenrechenzentren. Er ermöglicht die Analyse regional unterschiedlicher Entwicklungen von bundesweit agierenden Krankenkassen, aber auch von Kassen mit lokalem Schwerpunkt (zum Beispiel AOKen und BKKen) hinsichtlich der Umsetzung von Rabattverträgen.
Eine Gegenüberstellung der Rabattquoten der einzelnen Kassenarten untereinander würde aufgrund der unterschiedlichen Herangehensweisen bei den Ausschreibungen eine unzulässige Betrachtung bedeuten, so dass ein Vergleich innerhalb der einzelnen Kassenfamilien erfolgt:
Innerhalb des bundesweiten AOK-Systems zeigen sich zwischen den einzelnen Landes-AOKen über den gesamten GKV-Markt deutliche Unterschiede - die Spannweite liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Beim Vergleich der Rabattquoten der drei größten deutschen Ersatzkassen BARMER GEK, TK und DAK zeigt sich bei den vergleichbaren, bei diesen drei Kassen deckungsgleich unter Rabattvertrag stehenden Substanzen bei der TK eine Quote von 65 Prozent, die DAK Gesundheit weist 73 Prozent - der höchste Wert wird für die BARMER GEK mit einem Wert von 84 Prozent ausgewiesen. Betriebskrankenkassen erweisen sich als vergleichsweise homogen und liegen im relativ engen Bereich zwischen 57 und 65 Prozent.
Die kassenunspezifische Betrachtung nach KV-Regionen ergibt dagegen ein etwas anderes Bild. Hier liegen die Rabattquoten über alle Kassen gesehen deutlich dichter zusammen: Spitzenreiter ist das Saarland, in dem im laufenden Jahr nach abgerechneten Packungen eine Rabattquote von über 59 Prozent zu verzeichnen ist. Die KV-Region Bremen bildet dagegen mit einer Rabattquote von aktuell 46 Prozent das Schlusslicht.
Eine regionale Untersuchung der Rabattquoten einzelner Kassen zeigt hingegen erneut deutlich größere Unterschiede: Während die BAHN-BKK in allen Regionen ein überdurchschnittliches Rabattquotenniveau zwischen 64 Prozent in Sachsen und 72 Prozent in Nordrhein aufweist, liegen andere Kassen auf deutlich niedrigerem Niveau mit größeren regionalen Unterschieden (zum Beispiel IKK classic zwischen 39 Prozent in Sachsen und 55 Prozent in der KV-Region Nordrhein).
Bei den Rabattquoten einzelner Substanzen des generikafähigen Marktes fallen ebenfalls zum Teil erhebliche Abweichungen auf: Bei den Top-Substanzen (nach Verordnungen) liegen die höchsten Rabattquoten derzeit bundesweit bei knapp 90 Prozent (zum Beispiel Hydrochlorothiazid). Zum Vergleich: der nationale Durchschnittswert des gesamten generikafähigen Marktes beträgt rund 66 Prozent. Einige Substanzen (zum Beispiel Budesonid) weisen dagegen deutlich niedrigere Rabattquoten von rund 30 Prozent und darunter auf. Dies ist zum Teil der Tatsache geschuldet, dass entsprechende Rabattverträge erst in jüngster Vergangenheit abgeschlossen wurden (zum Beispiel Quetiapin mit 25 Prozent).
Neu in den Bericht von INSIGHT Health aufgenommen sind die sogenannten Tenderquoten. Darunter versteht man den Anteil rabattierter Verordnungen an den gesamten rabattierten Verordnungen, die auf einen Tender (also eine Rabattvertragsausschreibung) zurückzuführen sind. Während beispielsweise die Tenderquote von Hydrochlorothiazid in diesem Jahr bei über 80 Prozent lag, ist nicht einmal 1 Prozent der rabattierten Verordnungen von Budesonid auf Ausschreibungen zurückzuführen.
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