Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e.V.
Berufsimkerverband verleiht Goldenen Stachel an rheinland-pfälzischen Imker Thomas Hock
Ehrenauszeichnung Goldener Stachel für Imker Thomas Hock
für seinen Einsatz gegen das Imkersterben
Die diesjährige Auszeichnung des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds geht an einen rheinland-pfälzischen Imker und sein politisches Engagement für die Imkerei in ganz Europa. Dabei ist die Änderung der Herkunftsangabe auf dem Honigetikett nur der erste Schritt. In Wahrheit geht es um die Existenz der Imkerei
von Janine Fritsch/DBIB
Lautsein für die Imkerei
Der goldene Stachel ist die höchste Auszeichnung des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds. „Der Preis ist Dank und Ehrenauszeichnung für Menschen, die sich beispielhaft und persönlich für die Imkerei und unsere Bienen einsetzen, sagte Bernhard Heuvel, Vizepräsident des DBIB in seiner Laudatio. „Das braucht viel Mut und viel Zeit, und es erfordert auch ein Lautsein und ein Aufstehen für die Sache. Gemeinsam ist diesen Menschen, dass sie viel Herz und viel Energie haben, was ich sehr bewundere.“ betont Heuvel. Wieviel Kraft und Herzblut in einem solchen Engagement steckt, das neben Beruf und Familie in viele Wochenenden und Nachtschichten gesteckt wird, weiß er aus eigener Erfahrung. 2016 bekam er den Preis für seine Aufklärungsarbeit zu Pestiziden. Vor der Preisverleihung erinnerte Bernhard Heuvel daher an die vielen Preisträger der letzten Jahre, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen medienwirksam und auch unter Inkaufnahme von Strafen einsetzten, dabei verseuchten Honig auf die Treppe des Landwirtschaftsministeriums schütteten oder Genmais auf Feldern ausrissen.
Streitbarer Imker aus Rheinland-Pfalz
Dieses Jahr geht der Goldene Stachel an Imker Thomas Hock aus Weinolsheim. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Imkermesse eurobee Mitte November und den dortigen 53. Süddeutschen Berufs- und Erwerbsimkertagen statt. DBIB-Präsidentin Annette Seehaus-Arnold und Vizepräsident Bernhard Heuvel überreichten den Preis an den streitbaren Imker. Der war absolut überrascht: „Jetzt weiss ich auch, warum ich hier heute sprechen darf“, begann er seine Dankesrede. Thomas Hock ist seit zwei Jahren erster Vorsitzender des Imkerverbands Rheinland-Pfalz und hat sich schon kurz nach Beginn seiner Amtszeit intensiv v. a. mit den europäischen Richtlinien und Kennzeichnungsregelungen von Honig auseinandergesetzt.
Weg mit EU-/Nicht-EU-Honig: Neue Frühstücksrichtlinie
Der Imker schreibt seitdem offene Briefe und Pressemitteilungen an Cem Özdemir, an Ministerien, an die Medien, hält Vorträge bis hin zur Präsentation vor dem EU-Agrarausschuss. Es geht nicht nur um eine klare und transparente Herkunftsangabe auf dem Honigglas, sondern um die Zukunft der europäischen und deutschen Imkerei. „Wenn mich etwas ärgert, dann setze ich mich dafür ein, und zwar richtig. Die EU-Honigrichtlinie muss geändert werden.“ so Hock. Wie viel Honig in Prozent aus welchem Land im Glas abgefüllt ist, muss aufs Etikett – anstelle der derzeitigen für Verbraucher nichtssagenden Angabe „aus EU-/Nicht-EU-Ländern.
Betrug am Verbraucher: Klare Kennzeichnung gegen Fälschung
Warum das so wichtig ist, wird klar, wenn man weiß, dass mittlerweile fast jedes 2. Glas Importhonig unter Panschereiverdacht steht. Das hat der OLAF-Report der Europäischen Kommission im März dieses Jahres bestätigt. Die Neufassung der EU-Honigrichtlinie dahingehend zu ändern, ist aber ein Kampf, denn die Industrie und die Honigverbände wollen das nicht und halten dagegen. Es ist zunächst ein Betrug am Verbraucher. Trotzdem wurde das Thema kaum von den Medien, Ministerien oder Verbraucherschutzverbänden aufgegriffen.
Schaden an der Wirtschaft: Europäische Imker bleiben auf Honig sitzen
Der Import von billigem, womöglich gefälschtem Honig schadet aber noch viel mehr: Er macht unsere deutsche und die europäische Imkerei langsam aber sicher kaputt. Bernhard Heuvel vom DBIB erklärt die Entwicklung: Seit die USA 2021 ihre Grenzen per Gesetz für billigen Importhonig geschlossen und obendrauf noch Strafzölle erlassen haben, fließen 50.000 Tonnen mehr Honig zu Niedrigstpreisen auf den europäischen Markt. EU-weit bleiben immer mehr Imker auf ihren Ernten sitzen – in Litauen waren es bis zu zwei Jahresernten – und immer mehr Aufkäufer und kleinere Imkereien geben auf. „Wenn es so weiter geht, wird in ein bis zwei Jahren die Hälfte der Berufsimker wegfallen“, so Heuvel.
Deutsche Imkerei mittlerweile Schlusslicht
Auch Preisträger Hock kann gut mit Zahlen und Statistiken. Und die sprechen Klartext: „Wir hatten einmal 4 Millionen Bienenvölker in Deutschland. Jetzt sind es nur noch eine Million.“ Die deutsche Imkerei steht europaweit mittlerweile auf dem letzten Platz und die durchschnittliche Völkerzahl je Imker sinkt weiter. Auch wenn manche Bieneninstitute zuweilen eine erfolgreiche Zunahme der Imkerei melden – die Zahlen sagen klar das Gegenteil. Hock verweist auch gern auf eine animierte Grafik auf Youtube, die eindrücklich zeigt, welche Länder sich in der Honigproduktion weltweit wann an die Marktspitze geschoben haben. Dabei steht China mittlerweile als Spitzenreiter da, während Deutschland von Platz 6 in den 1970er Jahren auf den letzten Platz absank. Das Thema mit dem Honigetikett ist also nur der Anfang eines Kampfes für den Erhalt der Imkerei.
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29.11.2023 / 5.550 Zeichen
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